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Wie die Messdiener Weihwasser machten

Früher wurde in Matzen sehr viel mehr Weihwasser benötigt als heute. Man hatte Weihwasser an der Kirchentür, man hatte Weihwasser in jedem Haus, es stand auf jedem Grab und bei jeder größeren kirchlichen Feier kam Weihwasser zum Einsatz. Kurzum - der Bedarf war groß. Deswegen stand auch vorne in der Kirche ein großer Kupferkessel mit bestimmt 50 Liter Inhalt, der immer mit dem geweihten Wasser gefüllt war und an dem sich die Gläubigen bedienen konnten.

Ging dieser Vorrat gegen Ende, so wurde -wenn vorhanden, manchmal auch ein verbliebener Rest noch einmal mit einfachem Wasser "gelängt". War aber kein Rest mehr da, so musste neues Weihwasser hergestellt werden. Dies geschah, indem der Priester Wasser mit geweihtem Salz und einem besonderen Segensgebet, das seinerzeit noch auf lateinisch gesprochen wurde,  "weihte".

Es muss wohl gegen Ende der 1950er Jahre gewesen sein, als die beiden damaligen "Chef-Messdiener" dem Pastor mitteilten, dass kein Weihwasser mehr vorhanden sei. Der Pastor entgegnete, der Kaplan solle nach der nächsten Messe sich darum kümmern und neues Wasser segnen. Als der Kaplan gebeten wurde, das Weihwasser "herzustellen", meinte dieser, das könne auch der Religionslehrer bei der nächsten Schulmesse machen. Aber auch der Religionslehrer hatte offenbar keine Zeit oder Lust, diesen liturgische Ritual durchzuführen.

Und so kam es, dass ein große feierliche Bauernhochzeit anstand, und in der Matzener Kirche kein Weihwasser mehr für die Segnung vorhanden war.

Da fassten sich die beiden Messdiener allen Mut:

Sie hatten oft genug dem Pastor bei der Segnung des Weihwassers dienen müssen und kannten daher das procedere: 

Der eine legte sich -wie ein Pastor- die Stola um, während der zweite ihm das lateinische Messbuch vorhielt. Sie wussten ja, auf welcher Seite die lateinischen Gebete standen, die man bei der Herstellung von Weihwasser sprechen musste. Der Messdiener mit der Stola las die lateinischen Segensformeln aus dem Messbuch vor, die er sicher selbst nicht verstand. Trotzdem wurde alles so gemacht, wie es der Pastor auch gemacht hätte. Er nahm eine Prise Salz und streute sie während der Segensgebete in das Wasser des Kessels,

"Meenste, daat gieng doar?" fragte er "seinen" Ministranten.

"Houl noach en Krapp voll, vielleicht mossen ma ett joa och nochemol längen ..." entgegnete der zweite Messdiener. Und so nahm der erste Messdiener nochmals eine gute Handvoll Salz und warf sie ins Wasser. Damit war das "Weihwasser" fertig und auch nicht "zu dünn" geraten.

Von dieser Geschichte erzählten die beiden bis vor einigen Jahren niemandem etwas.

Die große Bauernhochzeit fand alsbald statt und die Brautleute wurden mit dem "Messdiener-Wasser" gesegnet. Diese Ehe war trotz des "rechtlich nicht ganz einwandfreien" Weihwassers sehr glücklich. Auch wurden mit dem Wasser, das später wohl noch mehrmals "verlängert " (also verdünnt) wurde, mehrere Matzener auf dem Friedhof bestattet.

"Unn von deanen ass och keenen mie opgestahnen...", meinte neulich einer der beiden Messdiener von damals .....