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B. Blut und Boden

B     Blut und Boden

1.      Der Matzener Mensch 

Die Westeifel lockte durch ihre günstigen Bedingungen zu sehr früher Besiedlung. Manche Funde zeugen, dass zur Steinzeit der Mensch schon bis hierher vorgedrungen war. Die nun folgenden Jahrtausende schon vor der Zeitrechnung, besonders aber die Auseinandersetzungen zwischen Römern und Kelten, und Franken und Römern blieben nicht ohne Einwirkung auf den Menschenschlag, der nach diesen Menscheneinschiebungen als Endprodukt übrig blieb. Kelten und sogenannte Moselfranken sind vorwiegend die Blutquellen der Mischung.  

Rein nordische oder westische oder fälische Typen sind sehr selten. Wie überall in der Gegend ist es natürlich auch so in Matzen. Die natürlichen Lebensbedingungen in seiner lange abgeschlossenen Heimat waren nicht ohne Einfluss auf seinen Charakter. Wie die schweren Böden seine ganze Kraft erforderten, schadeten Ungunst der Witterung allzu oft seines Fleißes Werk, und so wurde er verschlossen und wortkarg, aber mit zäher Verbissenheit blieb er an seiner Scholle hängen.

Diese Scholle war für ihn die Erzieherin zu Fleiß, Anspruchslosigkeit und ländlicher Einfachheit. Einen Hang zu Eigenbrötelei und Oppositionsgeist ist dem Matzener reichlich so stark zu eigen wie dem Eifeler allgemein. Mit Liebe hängt er am bewährten Alten und sein Misstrauen gegen das bessere Neue schwindet erst, wenn der Erfolg bei anderen Fortschrittlicheren vor Augen liegt. Natürlich sind innerhalb eines Dorfes auch wieder wesentliche Unterschiede im Wesen und Charakter seiner Bewohner.

Allen Familien in Matzen aber kann eine erbgesunde Grundlage nachgerühmt werden. Die Wohnverhältnisse, ja allgemein der gute Lebensstandard mögen ihren Teil dazu beitragen, aber das Fundament ist doch die erbgesunde Ehe mit einem ganz fremden Ehepartner.

Von 54 in Matzen lebenden Männern haben oder hatten 31 ihre Frauen von anderen Orten, 11 sind von auswärts nach Matzen eingeheiratet und 12 haben Mädchen des Dorfes geheiratet.

Von 64 noch lebenden Frauen sind 37 von auswärts gekommen, 11 haben Männer von anderen Dörfern hereingezogen und 16 fanden ihren Ehepartner in Matzen selbst.

Die hier angeführten Zahlen beleuchten die Eheverhältnisse der letzten 50 Jahre und zeigen erstens an, dass die Matzener in richtiger Weise weithin umschauen, den richtigen Ehepartner zu finden, um eine Versippung des Dorfes zu verhüten, und zweitens, dass fast immer der Mann im elterlichen Betriebe bleibt; denn nur 11 sind von auswärts gekommen.

Der Weltkrieg 1914/18 und der wirtschaftliche Niedergang etwa von1925 bis 1935 wirkte natürlich hemmend auf die Häufigkeit der Ehen.

Während im ersten Weltkriege nur 6 Einzelpersonen eine Ehe schlossen, haben seit Kriegsbeginn 1939 bis Ende 1942 schon 17 Personen geheiratet, wenn auch die meisten nach auswärts. Entsprechend dem Auf und Ab der Ehekurve stieg oder fiel auch die Kinderzahl.

So blieb es nicht aus, dass die Schulkinderzahl in der Zeit zwischen den beiden großen Kriegen bis auf 20 Prozent der Gesamtbevölkerung stieg, weil 1919 bis 1921 zahlreiche Ehe geschlossen wurden. Augenblicklich ist sie wieder auf 12 Prozent gefallen. 10 bis 12 Prozent wird auch der vieljährige Durchschnitt bleiben.

Die sozialen Maßnahmen des Reiches haben natürlich stark ehefördernd gewirkt und bleiben hoffentlich nicht ohne Einfluss auf die Kinderzahl. Zu nennen sind: Ehestandsdarlehen, Steuerermäßigungen, Kinderbeihilfen, Ausbildungsbeihilfen, Ehrung der kinderreichen Mutter, Wohnungsfürsorge und anderes mehr. Bei dem guten Gesundheits- und Ernährungsstande der Kinder brauchten in den 10 Jahren des Bestandes der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) nur 5 Kinder zur Erholung verschickt zu werden.

Die Gesamtbevölkerung des Dorfes beträgt 330 und ist sich seit mehr als 50 Jahren gleich geblieben; das Mehr an einigen Familien wurde wieder durch eine Minderzahl an Familienmitgliedern heruntergesetzt. Es entfallen also bei 58 Familien auf jeden Haushalt 5,7 Einzelpersonen. Ausländische Arbeitskräfte und solche, die nur vorübergehend beschäftigt werden, sind natürlich nicht berücksichtigt.

 

2.      Die starken Wurzeln seiner Kraft

 

Mit beiden Füßen steht der Matzener Bauer fest auf seiner Scholle. Er liebt sie besonders, wenn die Parzelle zum alten Besitz des Hauses gehört. „Die oder die Parzelle muss beim Hause bleiben“, oder „Die Wiese muß zurück zum Haus“, hörte man oft sagen. Es war von alters her ein stilles Abkommen, dass ein Dritter bei einer Landversteigerung erst dann bot, wenn das Stammhaus des Landes nicht wollte oder konnte. Ausnahmen bestätigten die Regel.

Trotzdem war die Zerreißung und Zersplitterung der Güter schon weit fortgeschritten, als am 1. Oktober 1933 das Erbhofgesetz plötzlich da war. Dieses Gesetz und Preisüberwachung haben den Grundstücksverkehr stark gedrosselt. Waren vorher Preise von 800 bis 1200 Reichsmark je Morgen dorfüblich, so wollte natürlich niemand für 500 bis 700 Reichsmark den Morgen verkaufen oder versteigern.

Von den stark 50 landwirtschaftlichen Betrieben sind 12 Erbhöfe in die Erbhofrolle eingetragen. Irsch mit 3 Betrieben hat auch 3 Erbhöfe. In der Folge werde ich aber auch die Landwirte mit den Erbhofbauern kurz –Bauer- bezeichnen. Die Erbhöfe sind keineswegs die stärksten Betriebe allgemein, weil der Mitbesitz einer zweiten Person die Eintragung nicht gestattet.

Für Matzen ist auch eine Minimalgröße von 7,5 Hektar Land als Ackernahrung festgesetzt. Es ist wohl aber nicht anzunehmen, dass bei späterer Weiterführung der Erbhöferolle so schwache Betriebe noch eingetragen werden. Etwa 5 bis 6 der leistungsfähigsten Betriebe sind keine Erbhöfe.

Das Erbhofgesetz hat neben Zustimmung auch viel Widerspruch ausgelöst. Hier soll das Für und Wider nicht abgewogen werden, dafür sind die berufenen Stellen da. Ebenso verhält es sich mit einer Melioration oder Zusammenlegung. Die Matzener haben vielfach die Zusammenlegung unter der Hand geführt, in dem sie möglichst anliegende kleinere Parzellen durch Kauf oder Tausch erwarben.

Nach mehreren Umfragen kann man immerhin eine Parzellendurchschnittsgröße von 45 ar annehmen, wobei allerdings manche Parzellen mehrere Katasternummern haben. Es liegen häufig 4 bis 6 Morgen in einer Parzelle, wofür aber auch solche von 10 bis 15 ar vorkommen. Die Mängel einer solchen Zersplitterung sind jedem Bauern klar. (In manchen Nachbarorten ist es noch viel schlimmer).

Das Wegenetz ist in manchen Gemarkungen noch ausbaubedürftig. Immerhin hat die Gemeinde innerhalb des Bannes ein Gemeindestraßennetz von rund 13 Kilometern gebaut und unterhalten.

Die Straße Bitburg-Dudeldorf, die auch den Bann Matzen berührt, ist seit einigen Jahren Kreisstraße geworden. Die an sich sehr schöne und breite Zugangstraße von Bitburg her ist seit einigen Jahren in einem trostlos baulichen Zustande. Eine Walze ist zur Kriegszeit nicht zu bekommen und ohne gewalzt liegt eine Schotterdecke nicht, besonders in Steigungen.

Im Jahre 1937 ließ die Gemeinde auf dem Tannenberg zwei Hektar Lohhecke roden und gleichzeitig drainieren. Die Fläche wurde in Parzellen von je einem Morgen an landbedürftige Gemeindeeingesessene zu einem geringen Pachtsatz abgegeben.

Weitere Rodungen am Gemeindewald sind wegen der steilen Lage nicht mehr empfehlenswert. Auch Rodungen von Privatwäldern sind kaum noch zu erwarten, da alles Brauchbare bereits gerodet ist. Noch vor 40 Jahren waren kleine Waldparzellen durch den ganzen Bann zerstreut, die heute gutes Acker- oder Grünland sind. So in Heidelchen, Laupertshöhe, Ischental, Hielenheck, Schieder, Auf der Heide.

Da vielfach im Bann eine geschlossene Lehm- oder Tonunterlage vorkommt, sammeln sich an vielen Stellen stauende Wasser in der Ackerkrume, die die Bebauung erschweren, den Boden versauern und die Auswinterung von Getreide und Luzerne begünstigen.

Gerade auf dem Gebiete der Trockenlegung sind noch umfangreiche Maßnahmen durchzuführen. Im Jahre 1936 oder 37 wurde an Hand einer Bannkarte eine Aufstellung der notwendigen Kulturmaßnahmen vorgenommen. Einiges wurde bereits ausgeführt, wie die erwähnte Rodung und kleine Drainagen.

Eine Generalkultivierung des Bannes muss also nach dem Kriege noch kommen: Zusammenlegung und damit verbunden eine Erweiterung und Umlegung des Wegenetzes, Trockenlegung und Ausbau noch mehrerer Betriebe zu größerer Leistungsfähigkeit.

Trotz der vorstehend angeführten Mängel gilt der Bann Matzen jetzt schon zu den leistungsfähigsten und ertragreichsten des Kreises Bitburg; denn sowohl bei der Festsetzung des Einheitswertes und der Ertrags- und Umsatzsteuer steht Matzen an der Spitze des Kreises.

Von den 58 Familien des Dorfes haben 52 Landbesitz. Dabei sind aber 7, die Landwirtschaft nur als Nebenbetrieb haben und als Zwergbetriebe gelten können. Die übrigen 45 sind die Landwirte und Bauern. Großbetriebe im eigentlichen Sinne sind keine vorhanden, sondern durchweg gute Mittelbetriebe bis 30 Hektar Wirtschaftsfläche.

Der Bann umfasst 748 Hektar. Durch den Ausgleich der Forensen mit den Besitzern von Matzen auf fremden Bännen verbleiben noch 735 Hektar. Daran ist die Gemeinde selbst mit 73 Hektar Wald, ferner mit Wegen, Gewässern, Eisenbahn, Kirchhof und Dorflage mit weiteren etwa 80 Hektar beteiligt.

Misst man den Zwergbetrieben insgesamt 12 Hektar zu, so gehen 165 Hektar von 735 Hektar ab, so dass die 45 Betriebe noch eine Wirtschaftsfläche von 575 Hektar haben. Das ist eine Betriebsfläche von 12,66 Hektar oder rund 50 Morgen im Durchschnitt. Die Zahl stimmt mit der überein, die nach den Betriebsbögen bei der alljährlichen Bodenbenutzungserhebung im Mai festgestellt wird.

Die meisten auswärtigen Besitzer im Bann Matzen wohnen in Bitburg. Das ist erklärlich, da der Bann bis dicht an die Stadt heranreicht. Aber auch Irsch, Erdorf, Fließem und Nattenheim haben Grundbesitz in Matzen.

Dagegen haben Matzener Besitzer in viel mehr Gemeinden Grundstücke, nämlich in 17, wenn der auswärtige Besitz auch um 13 Hektar kleiner ist als der der auswärtigen Forensen.

Der folgende Absatz soll nun zeigen, was der Matzener Bauer seinem Boden abringt.  

3.      Die Auswertung

Das Wort „Erzeugungsschlacht“ ist neu im deutschen Sprachschatz. Es hat sicherlich manch lässigen und schläfrigen Bauern wach gemacht und an seine Pflicht erinnert, die er durch den Bodenbesitz für seine Familie und das ganze Volk hat. Für die meisten von Matzen war das neue Wort nicht notwendig. Da wurde die Erzeugungsschlacht schon vorher geschlagen und auch gewonnen. Der hiesige Bauer ist viel zu strebsam und darauf eingestellt, hoch zu kommen, als dass er nicht alle Mittel und Wege suchte, auch sich, seine Hilfekräfte an Menschen und Gespann nicht schonte, um das Höchstmöglichste zu erreichen. Hierbei schadet auch ein gut Stück Eigennutz und Ehrgeiz nichts; denn die Auswirkung kommt der Allgemeinheit zugut.

Der Kern der landwirtschaftlichen Erzeugung ist der Getreidebau. Rund 40 Prozent der Gesamtfläche dient dazu. Nach den letzten Bodenbenutzungserhebungen verschiebt sich der Anteil an Winter- oder Sommergetreide nicht unerheblich. Das Wetter im Herbste und eventuell Auswinterungsschäden sind mitbestimmend. Als Mittel der letzten Jahre stellte ich die Benutzung der vorhandenen 575 Hektar wie folgt fest:

Weizen............................. 95 ha
Roggen............................ 10 ha
Wintergerste.................... 15 ha
Hafer ................................ 90 ha
Sommergerste................ 10 ha
Flachs- und Ölfrucht........ 10 ha
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Getreide ........................ 230 ha  = 40 Prozent
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Kartoffeln......................... 25 ha
Runkelrüben.................... 25 ha
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.......................................... 50 ha = 8, 7 Prozent
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Auch der Anteil der Luzerne ist ganz enorm.

Luzerne.......................... 150 ha
Wiesen............................. 40 ha
Weiden............................ 40 ha
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Futterbau ...................... 230 ha = 40 Prozent
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Wald................................. 30 ha      = 5,9 Prozent
Verschiedenes................ 35 ha      = 6 Prozent

Besonders die Getreideernte 1941 soll hier näher beleuchtet werden. An Winterbrotfrucht, damals nur Weizen und Roggen, waren rund 110 Hektar bestellt. Die Ernte war so gut, dass je Hektar 28 Doppelzentner reine Frucht als Grundlage für die Ablieferung in Ansatz gebracht wurden. Ein Beispiel: Der Bauer A. hat 25 Morgen Weizen geerntet. Je Morgen 14 Zentner Ertrag ergibt eine Menge von 350 Zentner. Bei 7 Personen im Haushalt als Selbstversorger wurden ihm 7 mal 3,5 Zentner zum Eigenverbrauch belassen = 24,5 Zentner; dazu auch wieder 25 Zentner als Saatgut; macht zusammen 50 Zentner. Mithin hat er 300 Zentner zur Ablieferung zu bringen. Mengen von 200 bis 300 und mehr Zentner wurden nicht nur angefordert, sondern das Liefersoll manchmal sogar überschritten.

Wenn man die Durchschnittsernte von 14 Zentnern je Morgen festhält, so ergibt sich eine Fruchtmenge von den 110 Hektar von 6160 Zentner. Die genügte um 1760 Personen als Selbstversorger oder 2640 Personen als Normalverbraucher mit Brot und Mehr zu versorgen bei einer Brotherstellung ohne Gerste und anderen Zusätzen. Im Orte wurde also noch lange nicht der fünfte Teil verbraucht und über 80 Prozent kamen zur Ablieferung oder dienten als Saatgut.

Die Ernte 1942 war flächenmäßig kleiner, der Hektarertrag dabei so gering, wie in keinem der letzten Jahre. Dafür war die Ernte von Sommerfrucht, besonders Hafer 1942 reichlich und gut wie in kaum einem Vorjahre. Wintergerste hat sich in den letzten 10 Jahren sehr beliebt gemacht; sie liefert in besten Jahren die höchsten Hektarerträge aller Getreidearten. Sommerweizen wird selten gesät, höchstens nach großen Auswinterungen. Meist ist es zu spät dazu, wenn die Auswinterungsschäden feststehen.

Der Flachsanbau  war seit 1934 befohlen, aber trotz aller Belehrung und Bemühung des Reichsnährstandes blieb er ein Sorgenkind. Gute Resultate wurden nicht erzielt. 1942 waren nur mehr wenige kleine Parzellen damit bestellt. Es scheint, dass man Gegenden gefunden hat, wo er bessere Erträge liefert und auch besser in die Bewirtschaftungslage des Dorfes passt.

Mehr Glück hat der Ölfruchtanbau gehabt. Winter- und Sommerraps schlagen gleich gut an und liefern gute Erträge. Der Anreiz zum Anbau wird gesteigert durch die Zuteilung von Öl- und Rapskuchen.

Besonders geeignet für Kartoffeln ist unser schwerer bindiger Boden nicht. Deshalb wird auch kein eigentlicher Erwerbsbau getrieben, sondern nur zum Eigenbedarf, einschließlich Futterkartoffeln. Bei guten Ernten wurden immer einige Fuhren verkauft. Durch den für 1942 erhöhten Preis um 0,75 Reichsmark pro Zentner und das Verbot der Verfütterung von Speisekartoffeln wurden sehr viele zur Ablieferung gebracht.

Die Ungunst des Bodens sucht man auszugleichen durch besondere Auswahl des Feldes, reichliche Düngung, gute Durcharbeitung des Feldes und besonders durch Hochpflanzen. Die Saatkartoffeln werden in sehr flache Rillen auf den Boden gelegt und dann mit dem Häufler oder Vielfachgerät zugehäufelt. So liegen sie höher als die Sohlen der Häufel, sie liegen trockener und wärmer und lassen sich im Herbste viel leichter mit dem Kartoffelroder ernten.

(Originalskizze aus dem Manuskript)

Man rechnet als Mittelernte 90 bis 100 Zentner pro Morgen. Bei Massenkartoffeln (Ackersegen und ähnliche) sind Ernten von 150 Zentner möglich. Wenigsten 90 von den etwa 100 gepflanzten Morgen werden mit dem Kartoffelroder geerntet. Der Kartoffelkäfer wurde noch nicht gefunden.

Für Runkelrüben sind die Vorbedingungen wesentlich günstiger. Tiefgründige Lehmböden sagen ihr am meisten zu. Die Anbaufläche ist mit 25 Hektar gleich der der Kartoffeln. Die Erträge liegen etwa bei 400 bis 500 Zentner je Morgen. Bewährt hat sich die Aussaat der Samen ins vorbereitete Feld und nicht das Bepflanzen mit Setzlingen. Im leichten Boden ist es umgekehrt.

Die Eifeler Luzerne  hat einen guten Namen bei allen Futterhändlern und Pferdebesitzern in Rheinland und Westfalen. Nirgends gedeiht sie besser und ist nährstoffreicher als aus Matzen und ähnlich gelegenen Orten des Kreises Bitburg. Sie ist ein besonderer Stolz unserer Bauern und wird weit über den Eigenbedarf angebaut. Dazu hat auch die frachtgünstige Lage beigetragen. 3 bis 4 und mehr Waggons werden aus den größeren Betrieben zum Verkauf gebracht. Mancher Mittelbetrieb verkauft noch 1 bis 2 Waggons. Durch Luzerneanbau und –verkauf kommt auf verhältnismäßig leichte Art viel Geld ins Dorf.

Wirklich gute Talwiesen die auch bewässert werden, mit 2 und 3 Schnitten, sind nur etwa 15 Hektar zur Verfügung, und die sind in den Händen nur weniger Bauern. Andere Wiesen, die nach der Heuernte nur mehr beweidet werden, sind mehr vorhanden und auch besser verteilt. Wiesenheu kommt so gut wie keines zum Verkauf.

Viehweiden wurden in den letzten 10 Jahren viele angelegt, gut unterteilt und auch wirklich ertragreiche Lagen dazu verwandt. So besitzen jetzt alle größeren Bauern einige Hektar beste Weiden, die auch sachgemäß gepflegt und gedüngt werden. Die Auswirkung für die Arbeitsersparnis und für die Steigerung der Milch- und Fettleistung ist gerade jetzt zur Kriegszeit erfreulich.

Der Obstbau wird hier nicht plantagemäßig betrieben, und doch ist er ein wesentlicher Faktor im Haushaltsplan der Matzener Bauern. Die Höhenlage von 300 bis 400 Meter verbietet wohl den Anbau von Edelobst. Das Schwergewicht liegt auf dem Wirtschafts- und Mostobst, welches letztere zur Zeit auch als Wirtschaftsobst verwandt wird. Das gilt besonders von der hier bevorzugten Pleiner Birne.

An Äpfeln steht der Rheinische Winterrambour an der Spitze. In den Hausgärten wird vornehmlich Steinobst gepflanzt, während in offenem Felde Kernobst steht. Der Obstabsatz wird getätigt durch den Großmarkt von Trier. Aufklärung durch die Fachpresse und den Obst- und Gartenbauverein Bitburg haben bewirkt, dass der Baumpflege wenigstens die bescheidenste Beachtung geschenkt wird. Neuanpflanzungen wurden in den letzten 10 Jahren mehr durchgeführt wie in den 50 Jahren vorher. Eine beliebte Verwertung des Mostobstes ist gebräuchlich.

1942 wurden an tragfähigen Obstbäumen gezählt:

Apfelbäume............................... 972
Birnbäume................................. 815
Zwetschgenbäume.................... 124
Pflaumenbäume.......................... 64
Mirabellen und Reneclaude........ 38
Pfirsichbäume................................ 1
Kirschbäume................................ 14
Nussbäume.................................. 22

Die Viehzucht nimmt einen besonders breiten Raum in der Wirtschaftsweise des Matzener Bauern ein. Ich erkläre mir das aus folgenden drei Gründen.

1.     Gespann
2.     Dünger
3.     Veredelung seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse

Zu 1:   Der schwere Boden erfordert zu allen Landarbeiten: Pflügen, Eggen, Walzen, Dünger fahren – ein kräftiges Gespann. Den Pferdeeinspänner gibt es hier nicht. Entweder reichte die Arbeit aus für 2 und mehr Pferde, oder es wird ein gutes Kuhgespann gehalten, wozu in der Regel 3-4 Kühe gelten können. Ochsengespanne gibt es nur sehr selten.

Zu 2.:   Der Bauer ist stolz auf einen großen gepflegten Düngerhaufen, und das mit Recht. Handelsdünger können wohl die erforderlichen Pflanzennährstoffe geben, aber Bodenverbesserung wird durch ihn kaum erreicht. Man ist jetzt dazu übergegangen, öfters, wenn auch weniger, zu düngen. Je nach Fruchtfolge kommt ein Feld nach 2-3 Jahren zur Bedüngung mit Stallmist.

Auch Wiesen und Weiden werden in kurzen Zeitabständen mit einer dünnen Gabe Stallmist versehen. Der hiesige Bauer ist einsichtig genug, keinen Dünger zu verkaufen, sondern seinen Acker wieder so viel wie möglich an Stroh, Dünger und Jauche zurückzugeben. Der Verlust an Jauche ist, trotz der noch hier und da zu beobachtenden braunen Bächlein, ganz gering, da jeder Bauer Jauchegrube, -pumpe und Faß besitzt. Der zusätzliche Verbrauch an Handelsdüngern war vor dem Kriege ganz enorm.

Zu 3.:   Die Veredelung der Landesprodukte zu Zug-, Zucht- und Mastvieh, sowie zu Milch, Eier steigt natürlich mit der Abnahme der Absatzmöglichkeit des Urproduktes. Ein Stück Schlachtvieh ist im entlegensten Dorfe kaum schlechter abzusetzen als mitten im Verkehr; anders verhält es sich dagegen mit Futter, Rüben, Kartoffeln und dergleichen. Für Eifeler Verhältnisse liegt Matzen verkehrsgünstig, aber doch wieder nicht in der Nähe größerer Märkte für Landesprodukte. So ist es erklärlich, dass soviel Vieh aufgestellt wird, wie Menge des Futters, Platz in den Ställen und Arbeitskräfte es zulassen.

Pferde stehen in Matzen etwa 50, meist nur zum Zwecke der Bearbeitung des Gutes, kaum zur Pferdezucht. In der Regel werden jährlich 4-5 Fohlen geboren, von denen dann etwa 2-3 hochkommen. Kraftmaschinen (Traktoren und Lastwagen) sind keine vorhanden, so dass alle Arbeiten und Transporte mit Gespannvieh getätigt werden. Von 45 Bauern arbeiten 20, also 44 Prozent mit Pferden und 25 = 56 Prozent mit Kühen. Der Pferdeumsatz ist äußerst gering. Meist werden die Pferde im eigenen Betrieb abgetrieben.

Der Rindviehbestand  mit rund 550 Stück im Dorf ist zahlenmäßig hoch, aber qualitativ sehr verschieden nach den einzelnen Ställen. Fast ausschließlich wird das Glan-Donnersberger Rind gezüchtet. In etwa 10 Betrieben kann man den Bestand mit gut bis sehr gut bewerten, dagegen fallen andere, auch größere, ganz ab. Die besten Ställe sind dem Rhein. Glanviehzuchtverband angeschlossen und haben des Öfteren auf den Auktionen in Bitburg und Simmern für Jungbullen sehr hohe Preise erzielt. Dafür haben sie sich auch zu einer Genossenschaft mit eigener Bullenhaltung zusammengeschlossen und immer teurere Bullen aufgestellt. Außerdem hat die Gemeinde stets zwei gekörte Bullen auf ihrer Deckstation stehen.

In den Jahren 1940 – 42 wurden in 6 –8 Ställen auch rotbunte Kühe und Rinder eingestellt. Importiert wurden sie aus der Gegend von St. Vith und Malmedy. Es scheint, dass nur zweite oder dritte Garnitur eingeführt wurde; denn imponierende Exemplare dieser Rasse sieht man selten zur Weide getrieben werden. Möglich ist, dass die Milchleistung etwas größer ist als bei Glankühen, dafür fällt die Arbeitsleistung aber so gut wie ganz aus. Berechtigung hat dieses Vieh nur dann hier, wenn der ganze südliche Bann mit seinen Tonböden zu großen Weiden zusammengefasst und ganz aus der Beackerung gezogen würde. Mit anderen Worten: Weniger Betriebe, aber alle mit Pferdegespann, dafür eine wesentliche Vergrößerung und Verbesserung der Weiden.

Matzen liegt im Einzugsgebiet der Zentralmolkereigenossenschaft Bitburg. Da alle Zentrifugen und Butterfässer plombiert, bzw. beschlagnahmt sind, ist die Erfassung der Milch zur Verbutterung total. Für die Bewirtschaftung der Butter war das eine Notwendigkeit, wenn es vielfach auch nicht eingesehen wird. Außerdem trat eine wesentliche Arbeitserleichterung der Hausfrau ein. Neben vielen Nörglern hörte man auch anerkennende Stimmen über die Molkerei.

Die Schweine und Hühnerhaltung waren in Matzen normal wie in ähnlichen Eifeldörfern. Zur Zeit im Kriege geben sie durch die Verknappung der Futterbasis kein richtiges Bild mehr ab. Im Wesentlichen beschränken sie sich auf die Sicherstellung der Selbstversorgung.

Die Bienenzucht war vor 6 – 8 Jahren fast ganz zum Erliegen gekommen. Neuen Auftrieb erhielt sie durch Herrn Schmiedemeister Menge, der wirklich ein begeisterter und fachkundiger Imker ist, der auch mehrere junge Bauern für die Imkerei begeisterte, so dass ein Aussterben dieser edlen Zucht nicht mehr zu befürchten ist. Heute stehen wieder 8 Bienenstände mit etwa 40 Völkern im Dorf.

Das Halten von Ziegen ist in Matzen ganz verpönt. Seit vielen Jahren ist keine mehr gehalten worden. Kam es früher doch in einzelnen Fällen vor, so nur zum Zweck der Ferkelaufzucht.

Schafzucht wird keine betrieben. Zwei bis drei Stück werden nie überstiegen. Für eine Schafherde sind die Vorbedingungen nicht gegeben. Ödland ist kaum vorhanden. Stoppeln werden möglichst bald geschält.

Die Fruchtfolge. Bis spät ins 19. Jahrhundert war die Dreifelderwirtschaft beibehalten. Es folgten: Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache mit Düngung; also in 3 Jahren nur 2 Ernten. Das genügte vor 20 – 30 Jahren schon nicht mehr und heute fordert man in 2 Jahren 3 Ernten, wovon die eingeschobene eine schnellwachsende Zwischenfrucht oder Grünfutter ist, welches zur Sommerfütterung oder als Silofutter dient. Nur 5 Bauern haben Silos für Gärfutter angelegt und nur 3 solche für Gärkartoffeln. Das ist verhältnismäßig sehr wenig. Erschwerend für den Bauern wirkt sich die weite Anfuhr von Kies und Sand aus, welche zur guten Betonbereitung von Binsfeld genommen werden müssen.

Die Häufung der Ernten wurde erst möglich durch die starke Anwendung von Handelsdüngern und durch die Anschaffung gut und tief arbeitender Kulturgeräte und Maschinen. Dass moderne Pflüge, Eggen, Walzen, Hack- und Häufelpflüge in allen Betrieben vorhanden sind, ist eine Selbstverständlichkeit. Drillmaschinen und Mähmaschinen sind in fast allen Betrieben im Gebrauch, auch in solchen mit Kuhgespann.

Kartoffelroder stehen 14 und Selbstbinder 15 zur Verfügung. Durch Ausgleich der Arbeitskräfte werden etwa 90 Prozent Kartoffeln mit dem Roder geerntet und auch 80 bis 90 Prozent Getreide mit dem Binder geschnitten. Stationäre Elektromotoren mit davon getriebenen Dreschmaschinen, Schrotmühlen und Kreissägen sind 34 im Dorf.

In 12 Betrieben wird das Heu mittels Heuablader oder Gebläsen auf den Heuboden befördert, wodurch eine wesentliche Beschleunigung und Erleichterung eintritt. Seltene Maschinen sind Düngerstreuer, Hederichspritzen und Trieure; letztere zur Reinigung und Beizung des Saatgetreides.

Die wichtigsten Flurnamen - colorierte Handskizze, 1:10.000

 

4.      Flurnamen

 

Manche Flurnamen geben reichlich Aufschluss über Bodenbeschaffenheit, frühere Benutzung, geschichtliche Begebenheiten und Volksgebräuche. Vorstehende Bannkarte enthält nur die wichtigsten von diesen Benennungen. Oft hat der Volksmund für ganz kleine Gebiete, die nur einige Parzellen umfassen, eine besondere Bezeichnung geprägt, welche deshalb auch nicht im Kataster eingetragen sind.

Nachstehend folgt eine Aufstellung der Flurnamen mit kurzen Hinweisen, die die Namensgebung bedingten. Nicht bei allen ist dem Schreiber eine Deutung bekannt.

 

Weißen Stein

-      Kalksteinbruch mit heller Wand

Grauen Stein

-      Graubraune Kalksteine im Boden

Hohlen Stein

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Rotacht

-      Dunkelroter Lehm

In Betzen

-      Wiesental mit vielen kleinen Quellen

Schieder

-      Scheide – Höhenrücken zwischen zwei kleinen Tälchen, also Wasserscheide

Der Kamm

 

-      Mit scharfer Kante abfallender Steilhang ( Skizze )

              

Auf der Heide Hardt

Haselheck Burgeich

Heidelchen

Auf dem Forst

Geisberg Tannenberg

Hielenheck


-      Die Namen geben an, dass in diesen Flurteilen früher Wald oder Heckenbusch stand. Heute sind sie fruchtbare Ackergebiete und nur auf dem Forst und im Tannenberg ist etwas Wald übrig geblieben.

Im Beuel Beielsbach

 

-      Wiesentälchen inmitten der Ackerflächen

Im Brühl

-      Haus- oder Dorfpesch

Ewen

Ewensbann

-      s. S. 73 ( Ewen )

    Lagestelle des einstigen Dorfes Ebeno südlich vom Sonnenhof

 

Im Stock

-               Ein Kernstück des Bannes war das Hauptland des einstigen Herrengutes von Matzen. Stock bedeutet hier auch Stamm wie im Stockhaus = Stammhaus.

Die Huf

 

-      Ebenfalls großer fruchtbarer Flurteil, der dem Stockgute zu eigen war, aber in Hufen an die Hörigen abgetreten wurde zur Bestellung.

Wiedenhofen

-      Anscheinend einst im Kirchenbesitz

Bäumchesfeld

 

-      Früher obstbaumreiches Gebiet.
Die Obstbäume wurden um 1800 von den Truppen Napoleons abgehauen und in Lagerfeuern verbrannt. Lagerstätten sind heute noch in der Nähe auf der Heide festzustellen.

Messenhöhe

Messenweg

 

-      Matzen gehörte früher zeitweise zur Pfarrei Rittersdorf. Die Leute benutzten damals einen Weg, der in gerader Linie nördlich der Stadt Bitburg die Straße nach Rittersdorf erreichte – jetzt Finanzamt.

Die Trift

-      Rinder, Schafe und Schweine wurden in großen Herden auf breiten Treibwegen zur Weide getrieben. Die größte Trift begann an der jetzigen Schule und ging in Richtung Pützhöhe. Eine andere über die Messenhöhe; auch eine in die Leichessank.

Brechkaul

 

-      Bezeichnet die Stelle, an der früher Flachs und Hanf nach der Sonnen- und Tauröste gebrochen wurde

Bei der Kirche

 

-      Einige Wiesen im unteren Dorf, zwischen Sonnen, Debohse und dem Brunnen, weil dort die Kapelle stand.

In Odrang

-      In der Nähe der römischen Altertümer

Hinzchesberg

-      Auf Heinzchesberg, gehörte wohl früher vorwiegend dem alten Hause Heinzen

Der Kust

Kuststraße

-      So benannt nach einer Familie gleichen Namens

Tolwert

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Bierschwengel

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Ischental

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Leichessank

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In Arxen

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In Lamert

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In den Jeichen

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Griewental

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Ritschenbach

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Dänäcker

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Todesäcker

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